Warum träumt der Mensch?
Es gibt einige wissenschaftlich abgestützte Theorien, wie Träume entstehen und was sie im Gehirn eines Menschen bewirken. Einer der renommiertesten Traumforscher ist Antonio Zadra, Professor für Psychologie an der Universität Montreal. Zusammen mit dem Psychiater Robert Stickgold von der Harvard Medical School hat er ein neues, Aufsehen erregendes Buch über das Mysterium des Schlafs publiziert, wie das Magazin «Der Spiegel» berichtet.
Nächtliche Vernetzung
Für das Buch haben Zadra und Stickgold Albträume studiert, Schlafwandler untersucht, 15 000 Traumberichte zusammengetragen und Experimente im Schlaflabor durchgeführt. Ihre neue Traumtheorie besagt, dass Träume einer Art nächtlichem Umbau des Gehirns entsprechen. Was wir am Tag erleben, erfahren und erkennen, wird in der Nacht mit bereits existierenden Erinnerungen vernetzt. Und das auf sehr kreative Weise, bei der Eindrücke und Gedanken in ihrem Kontext durch das Träumen eine Verbindung eingehen.
Ein grosses Brainstorming
In der Nacht ist das Gehirn von der Aussenwelt abgeschottet. Dann beginnt das Zuordnen all der Eindrücke im Gedächtnis, die das Gehirn am Tag laufend gesammelt hat. Während des Traums lotet das Gehirn aus, prüft und probiert auch abwegig anmutende Möglichkeiten. Es ist wie ein grosses Brainstorming, das wilde Fantasien und scheinbar zusammenhanglose Bilder auslöst. Solche Theorien wissenschaftlich zu beweisen, ist fast unmöglich. Träumende lassen sich nicht direkt befragen. Wissenschaftler greifen deshalb unter anderem auf Berichte zurück, die von den Probanden am Tag danach geschrieben wurden.
Der Traum vom Traumrekorder
Die Traumforscher Zadra und Stickgold träumen selbst: Von einem Traumrekorder, mit dem sich die nächtlichen Gehirnreisen von aussen aufzeichnen lassen. Sehr überzeugt sind sie von der Idee nicht. In ihrem Buch werfen sie Zweifel auf, ob solch ein Gerät überhaupt wünschenswert wäre. Und der Traum nicht besser ein letzter Ort der Unwissenheit bleiben sollte.